Laser-Weltmeister Philipp Buhl segelt nach Kraftakt mit einem Tagessieg ins olympische Finale
Enoshima/Japan, 30. Juli 2021. Der sechste Tag der olympischen Regatta im japanischen Revier der Sagami-Bucht hat das German Sailing Team stark gefordert. „Es war ein besonders intensiver Tag. Die Gute daran: Er begann mit einem Tagessieg und endete mit einem Tagessieg“, zog DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner Bilanz.
In den leichten, unbeständigen Winden rangen die Seglerinnen und Segler der Nationalmannschaft um die bestmöglichen Ausgangspositionen für die nahenden Finalläufe. Allen voran Weltmeister Philipp Buhl (Norddeutscher Regatta Verein/Segelclub Alpsee-Immenstadt) in seiner Laserflotte. Der Sonthofener Steuermann war als Siebter hoffnungsfroh in die letzten beiden Rennen der Hauptrunde gestartet. Der erste Durchgang misslang Deutschlands erfolgreichstem Lasersegler mit Rang 32 aber so gründlich, dass er sogar um den Einzug ins Medaillenfinale bangen musste.
Vor dem vorentscheidenden zehnten Rennen rief Laser-Bundestrainer Alex Schlonski ihm dann zu: „Wenn du jetzt einen Zweiten fährst, bist du noch dabei.“ Philipp Buhl vertraute seinem Bauchgefühl, wählte wieder die tendenziell bevorzugte linke Seite, die ihm im ersten Durchgang vor allem aufgrund der widrigen aber nicht erkennbaren Strömungsverhältnisse kein Glück gebracht hatte, und setzte die Coach-Worte ideal um. „Ich wollte starten, durchziehen und es besser machen“, sagte Buhl. Das gelang ihm auf dem ungeliebten küstennahen Kurs „Enoshima“ in herausragender Weise. Buhl gewann das zweite Rennen des Tages souverän, dominierte die gesamte Flotte und katapultierte sich vom zwischenzeitlich elften Platz zurück auf Platz fünf. Mit dem überragenden Sieg meldete er sich auch zurück im Kampf um die Medaillen. „Man muss erst einmal einen 1. nach einem 32. fahren“, zollte Nadine Stegenwalner dem Laser-Steuermann großen Respekt. „Es wird keine einfache Aufgabe im Finale, aber sie ist auch nicht unlösbar. Philipp hat so oft gezeigt, dass er auch solche Herausforderungen meistern kann.“
Eine Vorentscheidung ist in der Einhandjolle Laser bereits gefallen: Matthew Wearn hat sich die Goldmedaille als dritter Australier in Folge mit einem 22-Punkte-Vorsprung bereits vorzeitig gesichert. Der Kampf um Silber und Bronze aber ist offen und wird am 1. August erneut auf Kurs „Enoshima“ für Hochspannung sorgen. Philipp Buhl hat sich für den Abschluss nach dem Laser-Ruhetag am Samstag einiges vorgenommen: „Ich werde volles Risiko gehen und angreifen.“ Trainer Schlonski weiß: „Philipp braucht ein sehr, sehr gutes Rennen und muss auf Fehler der anderen hoffen."
Philipp Buhl hat den Tag so furios beendet, wie ihn Erik Heil und Thomas Plößel vom Norddeutschen Regatta Verein eröffnet hatten: mit einem Tagessieg. Das deutsche 49er-Team startete souverän in ihre drei Wettfahrten, musste aber anschließend mit den Rängen sieben und zwölf kleine Dämpfer hinnehmen. „Da haben wir in der einen oder anderen Situation zu nett agiert, aber das ist morgen vorbei“, sagte Erik Heil. Die für den Norddeutschen Regatta Verein startende Crew geht am Samstag von Platz fünf aus selbstbewusst in die letzten drei Rennen. „Unser Speed stimmt weiterhin, bei uns ist alles im grünen Bereich. Es wird ein spannendes Finale. Die Entscheidungen fallen wahrscheinlich erst im Medal Race“, sagte der Steuermann. Dazu gab Erik Heil das Ziel seiner Crew vor: „Wir müssen uns am Samstag früher die Kontrolle über die Gegner holen und halten.“
Ähnliches haben sich die 49erFX-Seglerinnen Tina Lutz und Susann Beucke (Chiemsee Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) für den Endspurt auf Kurs Medaillenrennen vorgenommen. Nach den Rängen 11 und 13 katapultierte sich das bayerisch-norddeutsche Team am Freitag mit Rang drei auf Platz fünf im Zwischenklassement. Damit wahrten die Skiff-Seglerinnen ihre Medaillenchancen vor ihren letzten drei Rennen der Hauptrunde. Vorschoterin Susann Beucke berichtete von den Herausforderungen auf der Bahn „Kamakura“: „Der dritte Rang hat uns heute am Ende rausgerettet. Wir hatten den ganzen Tag extreme Anspannung und extremen Fokus darauf, gute Starts zu machen. Das haben wir auch in allen drei Wettfahrten gut geschafft. In den ersten beiden Rennen konnten wir das leider nicht ins Ziel bringen. Die Bedingungen waren unglaublich schwierig. Es war ein nervenaufreibender Tag für uns, weil wir so voll da, so im Tunnel waren. Der dritte Rang im letzten Rennen tat gut. Wir haben vieles heute richtig gemacht. Und so wollen wir morgen weitermachen.“
Etwas enttäuscht kamen die 470er-Seglerinnen Luise Wanser und Anastasiya Winkel von ihrem Kurs „Zushi“. Das Duo vom Norddeutschen Regatta Verein kehrte mit den Rängen 16 und 8 in den Olympiahafen von Enoshima zurück und liegt vor den verbleibenden vier Wettfahrten der Hauptrunde auf Platz 14. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal sagen würde, dass uns das Segeln in den leichten und unbeständigen Winden schwergefallen ist. Da fehlt uns vielleicht doch etwas Erfahrung“, sagte die 23-jährige Steuerfrau aus Hamburg. Laser-Radial-Steuerfrau Svenja Weger musste am Freitag als erste DSV-Starterin Abschied von den Olympischen Spielen nehmen. Als Gesamt-Sechzehnte konnte sich die Seglerin vom Potsdamer Yacht-Club, die als Spitzenreiterin so überragend in ihre Olympia-Premiere eingestiegen war, nicht für das Medaillenrennen der besten zehn Laser-Radial-Akteurinnen qualifizieren. Svenja Weger beendete ihren Einsatz aber versöhnt: „Heute hat es leider nicht gereicht. Es waren sehr komplizierte Bedingungen. Aber meinen Auftakt bei diesen Olympischen Spielen, den werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“
Die nächsten olympischen Termine:
31. Juli: In den RS:X-Surfflotten der Frauen und Männer werden die Medaillen ohne deutsche Beteiligung vergeben. Vom German Sailing Team sind die Kieler Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer im Nacra 17 sowie die deutschen Skiffsegler Erik Heil/Thomas Plößel und Tina Lutz/Susann Beucke gefordert.
1. August: Im Laser und im Laser Radial werden in den Finals der jeweils besten zehn Starter die Medaillen vergeben. Philipp Buhl ist dabei und will als Fünfter angreifen. Gleichzeitig stehen weitere Wettfahrten für die 470er-Flotten und Nacra 17 auf dem Programm. 49er und 49erFX pausieren vor ihren Medaillenrennen am 2. August.
2. August: Die Medaillenrennen für 49er und 49erFX stehen auf dem Programm. Ob und mit welchen Chancen die deutschen Seglerinnen und Segler dabei sind, entscheidet sich in den letzten Rennen der Hauptrunde am 1. August. Gefordert sind an diesem Tag auch die 470er-Flotten der Damen und Herren.
Alle Ergebnisse finden Sie hier: https://tokyo2020.sailing.org/results-centre/
Foto-Service: Auf unserer Foto-Datenbank finden Sie Bilder der Athletinnen und Athleten zum Download. Die Fotos sind zur redaktionellen Verwendung freigegeben. Wenn nicht anders angegeben, lautet der Fotonachweis "Deutscher Segler-Verband". Der Fotocredit für die Wettkampfbilder aus Enoshima lautet „Sailing Energy/World Sailing“.
Live-Tracking: Sie sehen alle Olympia-Rennen im Live-Tracking auf unserer Website www.germansailingteam.de